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Gedenkreden zum Volkstrauertag - Krieger- und Soldatenverein Vaterstetten e.V.

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Gedenkreden zum Volkstrauertag

Im Blick
Gedenkrede am Vorabend des Volkstrauertages 2025
von Wolfgang Scheuren von der Vorstandschaft des KSV Vaterstetten
Für alle, die an den Feierlichkeiten am Vorabend des Volkstrauertages nicht teilnehmen konnten, veröffentlichen wir die Ansprache aus 2025, die der 2. Vorsitzende in der Nachfolge von Oskar Betzl, der am 16. Januar 2025 verstarb, als Gedenkredner hielt, zum Nachlesen.
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden,
im Namen des Krieger- und Soldatenvereins Vaterstetten begrüße ich Sie und Euch zu der Gedenkfeier am Vorabend des Volkstrauertages, hier am Kriegerdenkmal in Vaterstetten, das vor 98 Jahren, genau am Sonntag, dem 31. Juli 1927, der 1987 selig gesprochene Pater Rupert Mayer eingeweiht hat und das zugleich für die Gründung unseres Traditionsvereins am gleichen Tag steht. Ich begrüße deshalb an diesem historisch bedeutenden Ort besonders die Vertreter der Kirchen – Herrn Pfarrer Opitz, Herrn Pfarrer Brennecke. Ebenso begrüße ich die Vertreter der Gemeinde – den 1. Bürgermeister Herrn Leonhard Spitzauer und die 2. Bürgermeisterin Frau Maria Wirnitzer sowie weiter Mitglieder des Gemeinderats. Mein Gruß geht auch an den stellvertretenden Landrat und Altbürgermeister Herrn Georg Reitsberger.
Außerdem begrüße ich alle Vereine, die mit ihren Fahnenabordnungen zur Gedenkfeier gekommen sind, den VdK und die Kameraden der Bundeswehr, die die Ehrenwache stellen.
 
Am 31. Juli 1927 – neun Jahre nach dem 1. Weltkrieg – fanden sich an dieser Stelle überlebende Kriegsteilnehmer, Veteranen und Angehörige aus Vaterstetten und Umgebung zum öffentlichen Gedenken an die Gefallenen und Vermissten zusammen. Sie setzten an diesem besonderen Tag mit der Vereinsgründung und der Einweihung des Kriegerdenkmals ein dauerhaftes Zeichen der Ehrung und der Mahnung zur Erhaltung des Friedens.
Und genau in dieser Tradition des Gedenkens und der Ehrung sind wir hier am Vorabend des Volkstrauertages wieder zusammengekommen, um allen Opfern der beiden Weltkriege, der aktuellen Kriege und militärischen Auseinandersetzungen, der Opfer von Terror und Gewalt zu gedenken und zum Frieden mahnen, ja, um es noch deutlicher zu formulieren, zum Frieden aufzurufen!
 
Mit diesem Aufruf wenden wir uns an alle in der Politik, die in der Lage sind, generell den Kriegswahnsinn zu stoppen oder gar zu beenden. Oder wenigstens darauf hin zu arbeiten! Aber gleichzeitig wenden wir uns auch an unsere Gesellschaft, an Jung und Alt, an uns selbst - wachsam zu sein – oder zu werden. Denn der Frieden fällt nicht vom Himmel, er muss durch eigene Anstrengung gewahrt, verhindert oder – im schlimmsten aller Fälle - durch eigene Kraftanstrengung zusammen mit den Verbündeten wiederhergestellt werden.
 
Aber gerade darüber, ob man den Frieden mit oder ohne Waffen sichern kann – diese Frage spaltet derzeit unsere demokratische Gesellschaft. Sie ist aber unvermeidbar. Denn der lange Krieg in der Ukraine führt uns vor Augen, wie schnell die Illusion von einem anhaltenden Frieden in ganz Europa verflogen ist und dass wir – wie die Medien nahezu täglich berichten – in einer Dauerkrise für die europäische Sicherheit leben. Das heutige Russland unter Präsident Putin stellt dabei die größte Bedrohung für Europa dar – und damit auch für uns. Denn spätestens seit den Verlautbarungen Putins bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 sieht sich Russland unüberhörbar und aus eigener Überzeugung in einer legitimen Vorwärtsverteidigung seiner Interessen. Denn die politische Neuorientierung osteuropäischer Staaten aus dem postsowjetischen Raum hin zum Westen wird im Kreml als Angriff auf vermeintliche natürliche Einflusszonen gewertet.
 
Auch wenn sich westlich-demokratische Staaten und Gesellschaften nicht im Krieg mit Russland sehen, so sieht sich die russische Staatsführung bereits im Krieg mit ihnen – den USA, der NATO, der EU und somit auch Deutschland. Wir müssen begreifen, dass der Kreml – wie Experten der Bundesakademie für Sicherheitspolitik in Berlin herausgefunden haben – „mit einem ganz besonderen Blick auf die strategische Rolle Deutschlands in Europa“ schaut. Im Blick ist dabei unser Verteidigungsbeitrag als konventioneller Eckpfeiler der NATO, die fortwährende Unterstützung der Ukraine, die Abkehr vom russischen Gas und die Geschlossenheit mit Frankreich, Polen und Großbritannien. Dies alles steht den imperialistischen Ambitionen Russlands entgegen.
 
Nach den Verteidigungspolitischen Richtlinien des Bundesverteidigungsministeriums stellt Deutschland „als geografisch zentrales und wirtschaftlich leistungsfähiges Land in der Mitte Europas das Rückgrat für die kollektive Verteidigung in Europa“ dar. Die Richtlinien wörtlich: „Damit erwächst für Deutschland auch in besonderem Maße eine Bedrohung, auch militärisch.“ Und weil Deutschland für die Sicherheit Europas diese Bedeutung hat, sind wir nach dieser Erkenntnis schon weit im Vorfeld einer militärischen Auseinandersetzung vordringliches Ziel der russischen Aggressionspolitik.
 
Nur allmählich erkennen wir, dass wir fast täglich konkreten hybriden Angriffen und verdeckten Formen der politischen Einflussnahme durch Russland ausgeliefert sind: Durchtrennte Überseekabel, Brandsätze in Transportflugzeugen und Drohnenflüge über Flughäfen, Chemieparks oder Truppenübungsplätzen wirken sich langfristig auf unser Sicherheitsempfinden aus, sorgen für einen unterschwellig anhaltenden Belastungszustand. Auch Internet-Hassbotschaften von sogenannten von Russland unterstützten Trollen, die sich gegen unsere demokratischen Politiker richten, verunsichern ganz konkret vor den Wahlen.
 
Es geht dem Kreml darum, in unserem Land Unsicherheit und ein Angstszenario zu erzeugen:  mit der unverhohlenen Drohung von Atomwaffen-Schlägen und dem grausamen Beispiel der im Ukraine-Krieg demonstrierten zunehmend entgrenzten Gewalt auch gegen zivile Ziele zum Erreichen der Kriegsziele. All diese sichtbaren und verdeckten Maßnahmen bezwecken eindeutig, unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Leistungsfähigkeit von Staat, Wirtschaft und Politik dauerhaft unter Stress zu setzen und unsere Gewissheiten – etwa zur Westbindung, zu einer handlungsfähigen NATO und zu einem verteidigungsbereiten Staat – in Frage zu stellen, gar Zweifel aufkommen zu lassen und an unserer Wehrhaftigkeit zu rütteln.
 
Wir müssen aus Sicht der Sicherheitsexperten leider annehmen, dass bei der russischen Staats- und Militärführung keine Hemmung zur Gewaltanwendung besteht – unterhalb, entlang und oberhalb der Schwelle eines militärischen Angriffs, perspektivisch auch auf NATO-Bündnisgebiet.
 
Was können wir gegen diese offenkundige Bedrohung tun?
 
Zunächst einmal dafür zu sorgen, dass in unserer demokratischen Gesellschaft, ja auch in unserem persönlichen Umfeld kein Gefühl der Hoffnungs- und Wehrlosigkeit bahn bricht. Dazu gehört, dass wir uns der beschriebenen latenten Gefahr bewusstwerden und unsere Politiker dabei unterstützen, unsere Wehrhaftigkeit und Verteidigungsbereitschaft wieder zu stärken. Die ersten Schritte dazu sind bereits gemacht.
 
Das in dieser Woche von der Regierung verabschiedete Wehrdienstmodell ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung unserer Wehrbereitschaft. Danach werden ab dem nächsten Jahr ca. 700.000 junge Menschen, also Männer und Frauen, ab dem Jahrgang 2008 zur Musterung angeschrieben und zur Musterung eingeladen. Frauen sind zu einer Antwort nicht verpflichtet, Männer dagegen schon. Denn die jungen angeschriebenen Männer sind nunmehr grundsätzlich zur Musterung verpflichtet und müssen dazu einen Online-Fragebogen auszufüllen und dabei ihre Bereitschaft zum Wehrdienst darlegen. Vorausgesetzt der Bundestag verabschiedet das Gesetz, wie geplant. Sollte sich im Ergebnis der Befragung die Bereitschaft zum Wehrdienst bei den jungen Männern allerdings in Grenzen halten und die so gewonnene Zahl an Freiwilligen nicht erreicht werden, soll der Wehrdienst ab 2027 verbindlich eingeführt werden. Wir dürfen erwarten, dass dieses neue Gesetz nicht die Zustimmung aller Mitbürger und Mitbürgerinnen, vor allem aus dem Kreis der Friedensaktivisten erfahren wird. Aber lassen wir nicht zu, dass diese drängende Aufgabe der erhöhten Verteidigungsbereitschaft unserer Nation von verantwortungslosen Zeitgenossen als „Kriegstreiberei“ verunglimpft wird!
 
Unsere Bundeswehr wird seit der ausgerufenen „Zeitenwende“ und der Abkehr von Auslandseinsätzen nur noch für eine deutlich gestärkte Landesverteidigung im NATO-Verbund zuständig sein. Ihr Ziel ist es jetzt, mit glaubhafter Abschreckung – das heißt durch Einfluss auf das Kosten-/ Nutzenkalkül des Gegners einen Verteidigungskrieg zu verhindern – und den leider brüchig gewordenen Frieden zu wahren! Wir müssen unsere Bundeswehr, die vor drei Tagen mit einem feierlichen Gelöbnis in Berlin ihr 70jähriges Bestehen beging, auch mit unserer positiven Einstellung unterstützen und vor allem jungen Menschen, die zum Wehrdienst bereit sind, in ihrer Entscheidung bestärken. Sie dienen unserem Land, unserer Freiheit und dem Frieden.
 
Wir müssen uns von der Illusion verabschieden, dass Frieden und Wohlstand ohne unser Zutun zu haben sind. Das heißt: Nicht nur die Bundeswehr kann zur Abschreckung eines möglichen Konfliktgegners beitragen, auch wir können unseren Beitrag dazu leisten. Indem wir den Aufbau einer breiten zivilen Verteidigung unterstützen, durch eigene Vorsorge, durch ehrenamtliches Engagement, wie es unsere Feuerwehren bereits vorleben, oder einfach nur, indem wir unseren Verwaltungen auf kommunaler und Kreis-Ebene beim Aufbau des Zivilschutzes durch Freiwilligkeit behilflich sind. Es gibt viele Möglichkeiten, zum Frieden in Freiheit beizutragen, egal ob in der Bundeswehr, bei der Polizei, bei den Katastrophenschutz- und Rettungsdiensten oder mit Beiträgen zu einer leistungsfähigen Wirtschaft, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur.
 
Ein wehrhafter demokratischer Staat und resiliente Bürger und Bürgerinnen gehen auf diese Weise Hand in Hand, um den Frieden zu wahren. Mit dieser Erkenntnis und Mahnung wollen wir jetzt der gefallenen und vermissten Soldaten, der zivilen Opfer von Krieg und Gewalt gedenken.
 
Fahnenabordnungen, Achtung! Zur Totenehrung senkt die Fahnen!


Gedenkreden am Vorabend des Volkstrauertages 2024 / 2023 / 2022 / 2020
von Oskar Betzl von der Vorstandschaft des KSV Vaterstetten
Für alle, die an den Feierlichkeiten am Vorabend des Volkstrauertages nicht teilnehmen konnten, veröffentlichen wir die Ansprachen aus 2024, 2023, 2022 und 2020 zum Nachlesen (2021 viel die Rede von Oskar Betzl wegen des Dauerregens sehr kurz aus. Es war mehr eine Begrüßungsrede...).

Gedenkrede Volkstrauertag 2024

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden,
im Namen des Krieger- und  Soldatenvereins Vaterstetten darf ich Sie und Euch zu dieser  Gedenkfeier am Vorabend des Volkstrauertages hier am Kriegerdenkmal in Vaterstetten begrüßen. Besonders begrüße ich die Vertreter der Kirchen Herrn Pfarrer Opitz / Herrn Pfarrer Sedlmayr und Herrn Pfarrer Brennecke, als Vertreter der Gemeinde den 1. Bürgermeister Herrn Leonhard Spitzauer und die Zweite Bürgermeisterin Frau Maria Wirnitzer sowie die weiteren Mitglieder des Gemeinderats; ebenso begrüßen darf ich unseren Altbürgermeister und Landrat-Stellvertreter Herrn Georg Reitsberger, ferner die Vereine mit ihren Fahnenabordnungen, den VdK und die Soldaten der Bundeswehr, die die Ehrenwache stellen.

An den Volkstrauertagen in den Jahren nach dem Krieg versammelten sich an den Kriegerdenkmälern immer die heimgekehrten und auch vom Krieg gezeichneten Soldaten sowie die Hinterbliebenen (Witwen, Waisen, Eltern, Geschwister),  um der Gefallenen und Vermissten zu gedenken. Es ist dabei manche Träne geflossen. Es ist gute Tradition, dass wir dieses Gedenken zu Ehren der Gefallenen, aber auch als Mahnung alles zur Aufrechterhaltung des Friedens zu tun, weiterführen. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat es sich zur Aufgabe gemacht,  die Schicksale der Gefallenen und Vermissten aufzuklären und Ihnen eine dauerhafte Ruhestätte zu geben. So konnte im vergangenen Jahr seit Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 der einmillionste Kriegstote im Osten und zwar in Litauen geborgen werden. Die 2,8 Millionen Toten auf 836 betreuten deutschen Kriegsgräberstätten in 46 Ländern mahnen uns still mit ihrem Schicksal.
 
Der am Jahresausklang liegende Volkstrauertag soll uns aber auch zum Nachdenken anregen, wo unser Land steht. Gerade der stille Monat November mit den vielen geschichtsträchtigen Ereignissen, die unser Land in den letzten 100 Jahren in diesem Monat durchlebt hat, eignet sich dazu. Unsere freiheitlich demokratische Grundordnung ist im 75. Jahr des Bestehens des Grundgesetzes dem Erstarken extremistischer und nationalistischer Tendenzen zunehmend ausgesetzt. Es sind bewegte, unfriedliche Zeiten mit den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten. Auch die ungeregelte Migration verbunden mit antisemitischen, antiisraelischen Ausschreitungen ist ein Problem.
 
Wir erleben Veränderungen historischen Ausmaßes, auch unter dem Begriff der Zeitenwende geführt. Wir hatten es uns bequem eingerichtet. Die billige Energie sollte aus Russland kommen  (Stichwort Nordstream  1 und 2) und nach Abschaltung der Atomkraftwerke in Gaskraftwerken für die  Erzeugung des dann fehlenden elektrischen Stroms verwendet werden. Für die günstige Produktion unserer Waren konnte man wegen der dort niedrigen Löhne auf China als „Werkbank der Welt“ zurückgreifen und China nahm auch viele unserer Produkte ab. Für unsere Sicherheit sorgte Amerika. Dies gilt alles nicht mehr.
 
Mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist die billige Energie weggefallen. China tritt als Konkurrent unserer Wirtschaft auf dem Weltmarkt auf. Insbesondere durch die hohen Energiekosten sind unsere Produkte oft nicht mehr konkurrenzfähig. Arbeitsplätze werden abgebaut oder ins Ausland verlagert. Werke sollen geschlossen werden. Es ist denkbar, dass Trump seine Zollideen durchsetzt und damit auch unsere Wirtschaft empfindlich treffen kann. Es heißt, unsere Wirtschaft sei im Niedergang. Die vollen Auswirkungen kämen erst noch. Die Sorgen sind groß. Es genügt nicht, die gegenwärtige Lage damit abzutun, es würde auf hohem Niveau gejammert und Jammern sei das Lied des Kaufmanns. Schließlich liegt hinter jedem verlorenen Arbeitsplatz ein Einzelschicksal oder das einer Familie.
 
Wir müssen aufwachen. Die Welt bleibt nicht stehen. Um eine wirtschaftliche  Wende zu erreichen, ist es notwendig, dass wir die Rahmenbedingungen ändern und die Standortbedingungen den aktuellen Herausforderungen anpassen. Eine Besinnung auf unsere Stärken und Zuversicht verbunden mit der entsprechenden Leistungsbereitschaft scheinen notwendig zu sein. Deutschland als wirtschaftsstärkste Nation in Europe müsste vorangehen, um den globalen Herausforderungen zu begegnen. Dazu sollte in Europa vor allem Einigkeit bestehen, insbesondere mit Frankreich als Kern des europäischen Motors.
 
Was vernachlässigt wurde, war die Aufrechterhaltung unserer Verteidigungsfähigkeit. Wir haben hier stark abgebaut. Dies erfolgte in dem Glauben, dass wir nur von Freunden umgeben sind. Auch vertrauten wir darauf, dass Russland diese Abrüstung  als vertrauensbildend ansieht und sie  damit honoriert, dass es gleichfalls abrüstet. Hier haben wir geirrt oder wollten nicht sehen, dass Russland sich ganz anders verhielt. Nach Erkenntnissen unserer Geheimdienste wird Russland nach Erholung aus dem Ukrainekrieg in fünf Jahren in der Lage sein, NATO Gebiet anzugreifen. Russland hat seine Wirtschaft auf Kriegswirtschaft umgestellt. Es will mit seinem imperialistischen Streben das Zarenreich bzw. die Sowjetunion wiederherstellen.  
 
Amerika wird wohl nicht mehr uneingeschränkt für unsere Verteidigung sorgen und entsprechende Forderungen stellen. Es sieht seinen Schwerpunkt wohl eher im Indo-Pazifischen Raum. Europa solle für seine Sicherheit selbst sorgen. Es wurde seit vielen Jahren gefordert, dass die europäischen Staaten 2 % ihrer Wirtschaftsleistung für Verteidigung aufbringen. Wir erreichen jetzt mit Mühe dieses Ziel. Die NATO fordert von Deutschland  zur Herstellung der Verteidigungsbereitschaft, dass wir weitere Kampfbrigaden mit 35.000 Soldaten bereitstellen. Hier werden wohl die 2 % nicht mehr ausreichen.
 
Als Willi Brand plante, zur Einleitung der Entspannungspolitik mit der Sowjetunion ins Gespräch zu kommen, war dies nur dadurch erfolgreich, weil wir über ein entsprechendes Abschreckungspotential verfügten und er deshalb ernst genommen wurde. Wir brachten damals 4 % des Bruttosozialprodukts für Verteidigung auf. Dies gilt auch heute noch, Putin wird uns nur ernst nehmen, wenn er sieht, dass wir bereit und in der Lage sind, uns zu verteidigen und sich ein Angriff auf NATO-Gebiet nicht lohnt.  
 
So bitter dies klingen mag, aber nur durch unsere Verteidigungsbereitschaft  werden wir in der Lage sein, unsere Freiheit und damit den Frieden zu bewahren. Dies wird viele Mittel und manchen Verzicht erfordern, aber ohne Freiheit ist alles nichts. Damit diese Erkenntnis in der Bevölkerung auch ankommt, ist entsprechende Überzeugungsarbeit erforderlich.  Wir werden wohl auch nicht umhinkommen, die Wehrpflicht – in welcher Art auch immer - wieder einzuführen. Wir werden wohl umdenken müssen.
 
Es gibt Leute, die der DDR nachtrauern und meinen wie toll dort alles war.  Sie vergessen dabei, dass dies keine Demokratie, sondern ein Unrechtsregime war. Wer von einem Teil Deutschlands in den anderen Teil ohne Genehmigung wollte, dem drohte an der Grenze  erschossen zu werden. Die vielen Toten zeugen davon. Wer mit seiner Meinung gegen das Regime aufbegehrte,  lief Gefahr in einem Stasi-Gefängnis zu landen, wo auch Folter drohte.
 
Denjenigen, die glauben mit nationalistischem Denken und Handeln könne eine Lösung gegenwärtiger Probleme  erreicht werden, seien zum Nachdenken wohin das führen kann, die Erkenntnisse einer deutschen Mutter am Ende des Dritten Reichs zu Gemüte geführt.
 
„Mein Sohn, ich hab Dir die Stiefel und dies braune Hemd geschenkt:
Hätt ich gewusst, was ich heute weiß, wär ich lieber nicht mehr hier.
 
Mein Sohn, als ich Deine Hand sah erhoben zum Hitlergruß
wusste ich nicht, dass dem, der ihn grüßet die Hand verdorren muss.
 
Mein Sohn, ich hörte Dich reden von einem Heldengeschlecht.
Wusste nicht, ahnte nicht, sah nicht: Du warst ihr Folterknecht.
 
Mein Sohn, ich sah Dich marschieren hinter dem Hitler her
und wusste nicht, dass, wer mit ihm auszieht, zurück kehrt er nimmermehr.
 
Mein Sohn, Du sagtest mir, Deutschland wird nicht mehr zu kennen sein.
Wusste nicht, es würd werden zu Asche und blutigem Stein.
 
Sah das braune Hemd Dich tragen, habe mich dagegen nicht gestemmt.
Denn ich wusste nicht, was ich heut weiß: Es war Dein Totenhemd.“
  
Bevor wir jetzt der Opfer von Krieg und Gewalt gedenken, sei die Strophe eines Lieds von Pete Seeger, einem US-Amerikanischen Folksänger aus dem Jahr 1955 vorgetragen,  das vielfach auf den Soldatenfriedhöfen gesungen wurde: „Sag wo die Soldaten sind, wo sind sie geblieben. Sag wo die Soldaten sind, was ist geschehn, Sag wo die Soldaten sind, über Gräbern weht der Wind, wann wird man je verstehn, wann wird man je verstehn.“
 
Fahnenabordnungen, Achtung, Zur Totenehrung senkt die Fahnen!

Gedenkrede Volkstrauertag 2023

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden,
im Namen des Krieger- und  Soldatenvereins Vaterstetten darf ich Sie und Euch zu dieser Gedenkfeier am Vorabend des Volkstrauertages hier am Kriegerdenkmal in Vaterstetten begrüßen. Besonders begrüße ich die Vertreter der Kirchen Herrn Pfarrer Opitz und Herrn Diakon Wetzel; als Vertreter der Gemeinde (den 1. Bürgermeister Herrn Leonhard Spitzauer und die Zweite Bürgermeisterin Frau Maria Wirnitzer sowie die weiteren Mitglieder des Gemeinderats; ebenso begrüßen darf ich unseren Altbürgermeister und Landrat-Stellvertreter Herrn Georg Reitsberger, ferner die Vereine mit ihren Fahnenabordnungen, den VdK und die Soldaten der Bundeswehr, die die Ehrenwache stellen.

Der Monat November enthält eine Reihe von Gedenktagen, an denen wir uns der Toten erinnern. Am Gedenktag Volkstrauertag erinnert ein ganzes Volk an die Opfer von Krieg und Gewalt und ehrt sie. Dieses Gedenken soll gleichzeitig auch eine Mahnung zum Frieden sein. Der Monat November ist aber auch ein Monat, der uns in der Geschichte unseres Landes an einschneidende und denkwürdige Ereignisse im vergangenen Jahrhundert erinnert: die Revolution 1918, den Hitlerputsch 1923, die Reichsprogromnacht 1938 und schließlich der Fall der Mauer 1989 und alles an einem 9. November. Jedes Ereignis wäre des Nachdenkens wert. Mit dem Blick auf das Jetzt, mit dem Geschehen im Nahen Osten ist es der 85. Jahrestag der Reichsprogromnacht, als die planmäßige Judenverfolgung begann.

Am 7. Oktober griff die Terrororganisation Hamas Israel an. Sie hat an die 1200 Menschen, Juden, vor allem Zivilpersonen; Kinder, Eltern, Großeltern in ihren Häusern bestialisch ermordet, Frauen vergewaltigt, die Leichen geschändet und Menschen als Geiseln genommen. Ähnliche Bilder kannten wir auch aus der Ukraine, wo z. B. in Butscha von den russischen Truppen ähnlich gehandelt wurde. Ziel der Hamas ist die Auslöschung des Staates Israel und der Tod aller Juden weltweit. Erstmals seit dem Holocaust wurden wieder planmäßig Juden in so großer Zahl ermordet.  
 
Wenn nun auf unseren Straßen die Taten der Hamas gefeiert werden und für den Antisemitismus bei Demonstrationen offen geworben wird, jüdische Läden angegriffen werden, sich Jüdinnen und Juden in unserem Land nicht mehr als solche öffentlich zeigen können und bestimmte Plätze aus Angst meiden, so ist wohl vieles falsch gelaufen. Es ist eine Schande. Aus falsch verstandener Toleranz wurde oft dem Treiben dieser Leute in der Vergangenheit nur zugeschaut, mahnende Worte wurden als rassistisch abgetan und die Mahner so mundtot gemacht.
 
Aus unserer geschichtlichen Verantwortung heraus müssen Juden in Deutschland frei und sicher leben können. Die Sicherheit und damit das Existenzrecht des Staates Israel ist geschichtlich begründet deutsche Staatsräson. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Shoa schuf die UN-Generalversammlung 1947 die Voraussetzungen für die Gründung des Staates Israel, damit die Überlebenden des Holocaust und Zerstreuten wieder eine Heimat haben.
 
Es gibt ja in unserem Land sog. Putin-Versteher oder Putin-Freunde. Putin lässt sich mit Vertretern der Hamas und der iranischen Regierung, die das Ganze im Hintergrund steuert, fotografieren und bedauert die zivilen Opfer im Gazastreifen, während er selbst zivile Opfer in der Ukraine schafft. Das zeigt, mit welchen Leuten man es mit seinen Freunden und Verstehern zu tun hat.
 
Wir leben in schwierigen, auch bedrohlichen Zeiten. Die von Russland überfallende Ukraine steht vor dem zweiten Kriegswinter. Auch können uns die Leiden des palästinensischen Volkes nicht unberührt lassen. Über allem liegt auch eine wachsende Rivalität zwischen den freiheitlichen Demokratien unserer Prägung und Formen autokratischer Herrschaft, wie sie z. B. China vorlebt.
 
Der Volkstrauertag will zum Frieden mahnen. Was ist nun Frieden? Ist es die Abwesenheit von Krieg? Wir kennen ja den Ausdruck Frieden um des Friedens willen zu schaffen. Das wäre Frieden um jeden Preis, notfalls auch durch die Unterwerfung unter den Willen des anderen. Dann wären alle sozialen Errungenschaften, der beste Sozialstaat nichts mehr wert, weil dann von außen bestimmt wird, wie und wo die verfügbaren Mittel eingesetzt werden.
 
Hält man dies dagegen nicht für akzeptabel, auch dass ein notorischer Angreifer allein durch den guten Willen nicht dazu zu bringen ist, sich friedlich zu verhalten, so muss man sich für eine andere Friedensordnung einsetzen. Eine solche Ordnung beruht insbesondere auf der Erhaltung der Freiheit und verlangt Opfer, vor allem finanzieller Art.
 
Der Verteidigungsminister hat kürzlich geäußert, dass wir uns wieder an den Gedanken gewöhnen müssen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte und das heißt nach seinen Worten, wir müssen kriegstüchtig werden. Das hat viele aufgeschreckt und verängstigt. Hier müssen wir verstehen, ein potentieller Angreifer wird immer dann angreifen, wenn er sich durch die Schwäche der Anderen im Vorteil sieht. Was heißt das nun für uns. Wir müssen zu erkennen geben, dass wir bereit sind, uns für die Erhaltung unserer Freiheit auch militärisch zu verteidigen, also verteidigungsfähig sind. Es wurde in den vergangenen Jahrzehnten versucht durch vertrauensbildende Maßnahmen zu einem guten Miteinander mit Russland zu kommen. Offensichtlich wurde dies aber als Schwäche ausgelegt. Wir haben Russland und Putin unterschätzt.   
 
Viele Bürger in unserem Land haben Angst vor der Zukunft. Wie ist es um die innere und äußere Sicherheit bestellt? Die ungeregelte Migration, die hohen Energiepreise, die Inflation, die Sorge um die Arbeitsplätze oder das Bestreben Russlands ist, wieder zu alter Größe zu kommen, dies alles macht nachdenklich. Manche Bürger bei uns und in anderen Staaten der EU und das sind nicht wenige, wie die letzten Wahlen zeigen, meinen durch Protestwahlen hier aufrütteln zu müssen. Dass dies gefährlich sein kann und auch keine Lösung darstellt, haben wir mit der nicht gefestigten Demokratie in der Weimarer Republik erlebt, an deren Ende dann die Diktatur des Nationalsozialismus stand.
 
Demokratie ist nicht einfach. Sie lebt vom Widerstreit der Meinungen. Regierungen bestehen meist aus einer Koalition von mehreren Parteien. Diese unter einen Hut zu bringen, bedarf Kompromissen, was in der Regel gelingt. Schwierig wird es jedoch, wenn es zu  Entscheidungen innerhalb einzelner Koalitionsparteien gegensätzliche Auffassungen gibt. Da gibt es Realpolitiker und Anhänger der „reinen Lehre“, sog. Fundamentalisten. Diese Flügel stehen sich oft unversöhnlich gegenüber. Ein Fundamentalist ist schwer davon zu überzeugen, dass er, um eine brauchbare Entscheidung zu finden, die auch andere annehmen können, auf einige seiner Grundsätze verzichten muss. Das Ergebnis ist, dass dann am Ende oft nicht der große Wurf herauskommt, sondern der kleinste gemeinsame Nenner. Das ist Demokratie. Um diese nicht zu gefährden, haben die regierenden Parteien aber nichts zu unterlassen, um auf die Anliegen der Bürger einzugehen. Das erwarten die Bürger. Der Widerstreit der Parteien kann hier helfen.
 
Ein Vorteil der Demokratie ist, dass Macht nur auf Zeit erteilt wird und Änderungen sich mit friedlichen Mitteln erreichen lassen.
 
Wie können wir heute die vor uns liegenden Herausforderungen bewältigen. Wir sind in Europa zu einer Schicksalsgemeinschaft verbunden. Das heißt, dass wir für die europäische Freiheitsidee fortwährend kämpfen müssen; nicht mit Waffen sondern mit Argumenten und unserem Handeln.  Ein nur auf die nationale Sicht verengter Staat muss heute scheitern. So wenig, wie die Ideen von Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat an Staatsgrenzen halt machen, so sehr formieren sich ihre Feinde seit jeher grenzüberschreitend.
 
Seien wir nicht kleinmütig, sondern wachsam und zuversichtlich und besinnen uns darauf, welche Herausforderungen unser Land in der Vergangenheit gemeistert hat. Es gilt alles zu tun, die Freiheit zu bewahren, die Demokratie zu schützen und zu festigen, künftige Kriege zu verhindern und bestehende zu beenden. Denn Krieg ist keine Lösung. Krieg fordert Tod und vielfaches Leid. Der Tod ist für das Irdische Dasein endgültig. Millionen Soldaten und Zivilisten, derer wir heute gedenken, haben dies schmerzlich erfahren. Ihr Leiden und Sterben fordert von uns, dass wir alles tun, für den Frieden einzutreten.
 
In diesem Sinne wollen wir nun der Opfer von Krieg und Gewalt gedenken. - Fahnenabordnungen, zur Totenehrung senkt die Fahnen!

Gedenkrede Volkstrauertag 2022

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden,
im Namen des Krieger- und  Soldatenvereins Vaterstetten darf ich Sie und Euch zu dieser  Gedenkfeier am Vorabend des Volkstrauertages hier am Kriegerdenkmal in Vaterstetten begrüßen. Besonders begrüße ich die Vertreter der Kirchen Herrn Pfarrer Hangl, Herrn Pfarrer Opitz, und Herrn Diakon Wetzel; als Vertreter der Gemeinde (den 1. Bürgermeister Leonhard Spitzauer und die Zweite Bürgermeisterin Maria Wirnitzer sowie die weiteren Mitglieder des Gemeinderats; ebenso begrüßen darf ich unseren Altbürgermeister und Landrat-Stellvertreter Georg Reitsberger, ferner die Vereine mit ihren Fahnenabordnungen, den VdK und die Soldaten der Bundeswehr, die die Ehrenwache stellen.

100 Jahre Volkstrauertag. Am 5. März 1922 fand erstmals eine Gedenkstunde zum Volkstrauertag im Reichstag statt. Der Reichstagspräsident rief zur Versöhnung der ehemaligen Kriegsgegner von 1914/18 auf. Sinn des Volkstrauertages war es bisher immer, sich der Opfer von Krieg und Gewalt zu erinnern und sie in einer Gedenkfeier zu ehren. Gleichzeitig war dieser Tag Anlass, zu mahnen für die Bewahrung des Friedens einzutreten. Dies wird auch weiter so sein müssen.
 
Viele aber nahmen diese Mahnungen nicht mehr ernst, belächelten sie.  Nur noch wenige haben persönlich Erinnerungen an die Schrecken des letzten Krieges oder zu den Gefallenen und Vermissten aus der Familie. Wir setzten in unserer Gesellschaft darauf, dass wir von Freunden umgeben sind und ein Krieg in Europa jedenfalls unvorstellbar geworden sei. Freiheit und Demokratie schienen überall auf dem Vormarsch. Wo dies noch nicht der Fall war, erhoffte man sich Wandel durch Handel. Die Jahre seit dem Fall der Mauer waren geprägt vom friedlichen Erreichen der deutschen Einheit, vom friedlichen Abzug der sowjetischen Truppen, vom Ende des Gegeneinander der Blöcke und vom Zusammenwachsen Europas. Vielleicht verstellte uns der Blick in diese Erfolge die Sicht auf die Dinge um uns herum oder man wollte sie nicht sehen. Die Bundeswehr war nicht mehr auf Landesverteidigung, sondern auf Auslandseinsätze im Rahmen der UNO ausgerichtet.
 
Am 24. Februar diesen Jahres hat mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine auch für uns in Deutschland eine andere Zeit begonnen, die gezeichnet ist von Unsicherheit, von Krieg, Gewalt und Flucht, von Sorge von der Ausbreitung des Krieges in Europa. Eine Zeit schwerer wirtschaftlicher Verwerfungen, Energiekrise und explodierender Preise. Es war und ist eine Zeitenwende.  Was wir uns alle nicht hatten vorstellen können, ist bittere Realität: 77 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgt eine tiefgreifende Erschütterung der europäischen Friedensordnung. Tausende von Toten und Verwundete sind zu beklagen – Soldaten und Zivilisten, zerstörte Städte und Millionen auf der Flucht.
 
Russlands brutaler Angriffskrieg in der Ukraine hat die europäische Sicherheitsordnung in Schutt und Asche gelegt. Im Drang nach imperialer Größe in einer Ausdehnung wie es das alte Russland unter Peter dem Großen aufwies, haben der russische Präsident und die dortige Führung das Völkerrecht gebrochen, Grenzen in Frage gestellt und Landraub begangen. Länder wie Finnland, Polen, das Baltikum mit Estland, Lettland, Litauen und eben die Ukraine müssen um ihre Existenz bangen; sie gehörten ja früher zum Zarenreich. Alle Lehren, die die Welt aus zwei Weltkriegen im vergangenen Jahrhundert gezogen hat, sind für Russland nicht mehr gültig.
 
Anfangs des Krieges meinten viele, die Ukraine sei in drei Tagen besiegt. Der Kriegsverlauf hat etwas anderes gezeigt. Die Ukraine hat in ihrem mutigen und heroischen Überlebenskampf ein Zeichen gegen Unterdrückung, für Freiheit und Demokratie gesetzt. Die Ukraine musste in der Vergangenheit unter Stalin mit drei Millionen Hungertoden und im Widerstand gegen das nationalsozialistische Deutschland große Opfer bringen. Aus dieser Erfahrung heraus, sind die Soldaten dort bereit ihr Leben einzusetzen, um ihre Freiheit und die ihrer Familien nicht zu verlieren.
 
Im Iran können wir gegenwärtig erleben, wie die Menschen und vor allem die Frauen, den Mut haben ihr Leben für die Erlangung der Freiheit einzusetzen. Wir können an dem Einsatz der Menschen, sei es in der Ukraine oder im Iran, erkennen, welch hohes Gut für jeden Einzelnen die Freiheit ist, für die es sich lohnt, sich mit aller Kraft einzusetzen.
 
Wir brauchen auch nur an unsere deutsche Vergangenheit mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus oder unsere eigene bayerische Geschichte erinnern mit dem Aufstand der bayerischen Landbevölkerung von 1705, der in der Sendlinger Mordweihnacht mit dem Hinmorden von 1.100 zum Teil schon sich ergebenden Bauern endete. Die Landbevölkerung litt damals schwer unter der im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges nach der verlorenen Schlacht von Höchstädt erfolgten Besetzung des Oberlandes durch kaiserliche Truppen. Damals scherte Bayern aus dem Heiligen Römischen Reich aus und verbündete sich mit Frankreich.
 
Wie groß die Leiden der Bevölkerung gewesen sein müssen, kann man daran erkennen, wenn auf einer Streittrommel von damals zu lesen ist „Lieber bayrisch sterben, als wie kaiserlich verderben“. Nur ein unbändiges Freiheitsgefühl kann diese Männer seinerzeit vorwärts getrieben haben, leidenschaftliche Empörung über die Unterdrückung und die Liebe zur Heimat. Es ist ein heißes Gefühl für das Land gewesen, das diesen Aufstand beherrscht hat. Man sagt dieser Aufstand war, obwohl er niedergeschlagen wurde, der Auftakt zum Werden eines eigenen bayerischen Staatsbewusstseins, das auch noch heute im Betonen der  Souveränität und Eigenstaatlichkeit seinen Ausdruck findet.  
 
Mit einem Krieg soll der, gegen den er sich richtet, seine Freiheit verlieren.   
 
Was bedeutet der Krieg in der Ukraine nun für unser Land. Es ist zwar gegen uns kein Krieg mit Waffen aber mit Rohstoffen, wie Gas. Der Bundespräsident hat es in einer Ende Oktober gehaltenen Rede so formuliert: „Es kommen härtere Jahre, raue Jahre auf uns zu. Die Friedensdividende ist aufgebraucht. Es beginnt für Deutschland eine Epoche im Gegenwind.“
 
Wir müssen uns fragen, wie wir in dieser Zeit bestehen können. Wir sollten nicht kleinmütig sein. Wir sollten nicht vergessen, was wir uns in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten erarbeitet haben, dass wir wirtschaftlich stark sind, stärker als viele andere. Wir dürfen uns allerdings nicht durch Vorgaben, die in normalen Zeiten für anwendbar gehalten wurden, selbst behindern. Wir haben gute Forschung, Menschen, die anpacken können, starke Unternehmen, verantwortungsbewusste Gewerkschaften und einen leistungsfähigen Staat.
 
Aber zu diesen Stärken muss etwas hinzukommen. Wir brauchen den Willen zur Selbstbehauptung, wir brauchen Widerstandsgeist und Widerstandskraft und wir brauchen auch die Kraft zur Selbstbeschränkung. es können nicht alle Wünsche  und nicht auch gleichzeitig erfüllt werden. Dazu gehören auch das Verständnis und die Bereitschaft für die Gemeinschaft einzutreten. Viele junge Menschen leben heute in ihrer digitalen Blase, der direkte Kontakt zu Gleichaltrigen oder Älteren fehlt. Die unbeschränkte Freiheit des Einzelnen ohne Verpflichtungen eingehen zu müssen, ist vielfach Grundüberzeugung.
 
Mit der Aussetzung der Wehrpflicht ist auch der Zivildienst weggefallen. Gerade in der Pandemie ist deutlich geworden, wie notwendig eine Verstärkung des Pflegepersonals gewesen wäre. Für viele Zivildienstleistende war der Dienst etwa im Sozialbereich mit den daraus gewonnenen Erfahrungen ein Gewinn für ihr späteres Leben. Ebenso war es für viele Wehrdienstleistende. Es kamen dort junge Leute aus allen Schichten der Bevölkerung und den verschiedensten Gegenden zusammen. Es wurden alle gleichbehandelt. Viele erfuhren es das erste Mal, was es heißt ist in einer Gemeinschafft zu leben und sich gegenseitig zu  unterstützen.  
 
Wir müssen in den nächsten Jahren Einschränkungen hinnehmen. Das spüren die meisten längst. Es kann nicht heißen, wer nimmt mir die Last ab, sondern was hilft, um gemeinsam durch diese Krise zu kommen. Wir müssen immer das Ziel unsere Freiheit zu behalten und den Frieden zu sichern, im Auge behalten.  
 
Was wir nicht vergessen sollten, auch auf russischer Seite sterben junge Männer oder werden verwundet. Sie werden in einen Krieg geschickt, den sie nicht haben kommen sehen und fallen dem Wahn eines despotischen Herrschers und seiner Vasallen zum Opfer. Ihr Leben gilt bei diesen Leuten nicht viel, sie werden als Kanonenfutter missbraucht. Was wir immer sehen müssen. Hinter jedem Einzelschicksal steht ein Name, jedes Leben steht für einen Menschen in seiner unantastbaren Würde.
 
Mit diesen Gedanken wollen wir nun der Toten gedenken. Fahnenabordnungen, zur Totenehrung senkt die Fahnen!
 
Totengedenken
 
Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg,
an Kinder, Frauen und Männer aller Völker.
 
Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben,
der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in
Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
 
Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil
sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse
zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder
deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als
lebensunwert bezeichnet wurde.
 
Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie
Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und
derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung
oder an ihrem Glauben festhielten.   
  
Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege
unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und
politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten
und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz
ihr Leben verloren.
 
Wir gedenken auch derer, die bei uns durch Hass
und Gewalt Opfer geworden sind.
 
Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus,
Antisemitismus und Rassismus in unserem Land.
 
Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten
und teilen ihren Schmerz.
 
Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung
auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern,
und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den
Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Gedenkrede Volkstrauertag 2020


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameraden,
im Namen des Krieger- und Soldatenvereins Vaterstetten darf ich sie zu dieser Gedenkfeier am Vorabend des Volkstrauertages hier am Kriegerdenkmal begrüßen. Besonders begrüße ich die Vertreter der Kirchen Herrn Pfarrer Opitz und Herrn Diakon Wetzel; als Vertreter der Gemeinde Herrn 1. Bürgermeister Leonhard Spitzauer sowie die weiteren Mitglieder des Gemeinderats; ferner die Vereine mit ihren Fahnenabordnungen, den VdK und die Soldaten der Bundeswehr, die die Ehrenwache stellen.

In diesem Jahr vor 75 Jahren am 8. Mai 1945 endete mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa. Die Folgen dieses Krieges sind einzigartig in der Geschichte. Über 60 Millionen Menschen, mehr als die Hälfte von ihnen Zivilisten, verloren ihr Leben, sei es durch kriegerische Handlungen, Völkermord in Lagern, Bombente1Tor, Flucht, Vetreibung und Verschleppung. Etwa 6,3 Millionen Deutsche starben.Die Kampfhandlungen waren mit diesem einen Tag zwar vorbei, für viele Deutsche bedeutete der 8. Mai aber den Beginn einer ungewissen und leidvollen Zukunft - Flucht und Vertreibung aus der Heimat oder den Weg in die Kriegsgefangenschaft, die viele Jahre unter menschenverachtenden Bedingungen andauern konnte und für Hunderttausende den Tod bedeutete.

Das Jahr 1945 war für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zum Fall der Berliner Mauer 1989 und dem Ende des Kalten Krieges bestimmend und wirkt bis in die Gegenwart nach. Die militärische Niederlage war Voraussetzung für das Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und führte letztlich im Westen zur Gründung unserer freiheitlich-demokratisch verfassten Bundesrepublik. Versuche aus eigener Kraft diese Gewaltherrschaft zu beenden, scheiterten leider. Im Nachhinein ist dieser 8. Mai als Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu werten.
Was nicht vergessen werden darf, sind die Leistungen der Versöhnung und Annäherung, die in den letzten 75 Jahren erbracht wurden. Was unser aller Wachsamkeit erfordert, ist die Tatsache, dass Frieden in Europa nicht selbstverständlich ist. Die Überwindung von Nationalismus und Rassismus, von Hass und Intoleranz, von Unterdrückung und Verfolgung braucht Mut und Ausdauer.

Heute wächst der Nationalismus erneut. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir gemeinsam der Opfer der Kriege gedenken und uns über Grenzen hinweg über vergangenes Leid, dessen Ursachen und die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander austauschen. Der Volkstrauertag soll dazu Anregung sein. Eine Gedenkveranstaltung zum 75 jährigen Kriegsende am 8. Mai diesen Jahren war wegen der Corona-Pandemie nicht möglich. Zu Ehren der Gefallenen und Vermissten aus unseren Ortschaften Vaterstetten und Baldham werden jetzt deren Namen verlesen und damit zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht vergessen sind und ihr Sterben uns Mahnung zur Erhaltung des Friedens ist.

Aus Vaterstetten sind gefallen oder vermisst:
 
Amerell Franz, 37 Jahre, 18.04.1945 in Bruck a. d. Leitha gefallem
Amerell Georg, 31 Jahre, seit 1945 in Russland vermisst
Aßböck Matthias, 39 Jahre, in Stalingrad vermisst
Berger Nikolaus, 23 Jahre, am 21.02.1942 in Kolchos, östlicher Kriegsschauplatz gefallen
Berger Richard, 31 Jahre, seit 26.11.1943 in Russland vermisst
Blank Josef Reinhold, 23 Jahre, am 07.04.1944 in Russland Nordabschnitt gefallen
Böhm Johann, 19 Jahre, seit 31.12.1942 bei Stalingrad vermisst Brummer Anton, 35 Jahre, am 24.048.1944 in Bessarabien gefallen
Ecker Georg, 23 Jahre, am 11.07.1944 in der Normandie gefallen
Fürmetz Ludwig, 22 Jahre, am 16.12.1944 in Kelevic, Russland, gefallen
Gärtner Engelbert, 22 Jahre, am 29.03.1944 an der Narvafront gefallen
Greißer Anton, 18 Jahre, am 13.06.1943 in Frankreich gefallen, liegt in Besancon begraben
Greißer Johann, 39 Jahre, am 13.08.1944 in Russland gefallen
Hartmann Jakob, 42 Jahre, am 30.03.1945 in Frankfurt an der Oder gefallen
Hartmann Josef, 41 Jahre, am 25.06.1945 in einem Kriegsgefangenenlager verstorben
Hartmann Nikolaus, 35 Jahre, seit 14.10.1944 in Jugoslawien vermisst
Kößler Eduard Wilhelm, 19 Jahre, am 02.08.1942 in Russland bei Rostow gefallen
Kößler Friedrich, 19 Jahre, an 22.12.1943 gefallen. Er kehrte von einer Feindfahrt auf See im Süden nicht mehr zurück
Kummerer Johann, 34 Jahre, seit 20.03.1945 in Russland vermisst Lang Karl, 37 Jahre, seit 31.03.1944 in Russland vermisst
Latein Erich Oskar, 30 Jahre, am 06.09.1943 in Russland gefallen
Lindmayer Joseph, 37 Jahre, am  11.03.1943  im Osten gefallen
Luger Otto, 22 Jahre, am 28.06.1942 im Osten bei Iwanicki gefallen
Luginger Franz, 30 Jahre, seit 21.06.1944 in Russland vennisst
Nunberger Josef, 21 Jahre, am 26.05.1942 im Osten gefallen
Rammelsberger Franz Xaver, 23 Jahre, am 06.03.1943 bei Wjasma Russland gefallen
Schramm Kurt, 41 Jahre, seit 1945 in Russland vermisst
Sturm Josef, 31 Jahre, seit 1943 in Russland vermisst
Thalmair Rigobert Josef, ca. 20 Jahre, in Österreich 1944/45 gefallen
Thalmair Rudolf, 19 Jahre, am 02.11.1944 in der Slowakei gefallen
Vaith Georg, 37 Jahre, seit 21.08.1944 in Frankreich vermisst
Zilker Alfred, 28 Jahre, am 28.08.1942 in Gontowaja-Lipka , östlicher Kriegsschauplatz, gefallen
 
Aus Baldham Dorf, Baldham Kolonie sind gefallen oder vermisst:

Bonnet Peter August, 22 Jahre, am 30.06.1941 in Weißrussland gefallen
König Wilhelm, 25 Jahre, am 10.02.1942 in der Ukraine gefallen
Silberg Anton, 25 Jahre, am 16.09.1939 an den Folgen einer Verwundung in den Kämpfen vor Lemberg am 15.09.1939 verstorben
Silberg Johannes, 26 Jahre, am 27.09.1943 im Lemgo (Region Ostwestfalen - Lippe) gefallen (vom Feindflug nicht zurückgekehrt)
Vodermair Josef, 24 Jahre, gefallen am 16.01.1945
 
Wir wollen nun der Toten gedenken. Fahnenabordnungen zur Totenehrung senkt die Fahnen!
2. Vorstand
Wolfgang Scheuren | Primelstraße 23 | 85591 Vaterstetten
Telefon: +49 (0)8106 - 998047
Vereins-E-Mail: info@ksv-vaterstetten.de
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